Sportdirektor Max Eberl begibt sich auf dem Transfermarkt auf dünnes Eis. Ein genauer Blick auf Zu- und Abgänge Borussias lässt einige Fragen aufkommen.
Borussia hat sich verstärkt. So steht es fast überall geschrieben, wenn es um die Transferaktivitäten des Bundesligisten geht. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Borussia hat sich in der Breite verstärkt! Ein kleiner aber sehr bedeutender Unterschied.
Auf der Jahreshauptversammlung sah Eberl noch "im bedingungslosen Jugendwahn" die Fehler der Vorsaison. Ein Umdenken ist allerdings nicht erkennbar. Drei U-Nationalspieler (Zimmermann, Rupp, Leckie) wurden verpflichtet, ein vierter könnte in Person von Joshua King noch dazukommen. Lediglich ein mit 25 Jahren wirklich erfahrener Spieler wurde unter Vertrag genommen. Seinen Stammplatz hat Oscar Wendt, der "Königstransfer", dennoch nicht sicher. Favre bestätigte Deams im Amt als Kapitän. Sollte Wendt den Zweikampf auf dieser Position für sich entscheiden, so "könnten auch andere die Rolle des Mannschaftskapitän übernehmen".
Der junge Australier Leckie ist schon länger im Mannschaftstraining. Seine Verpflichtung stand schon gegen Ende der letzten Saison fest. Ob er allerdings auch fester Teil dieser Mannschaft wird, bleibt offen. Er hat sicherlich gute Anlagen, seine fehlende Erfahrung macht sich bei dem Stürmer aber noch zu oft bemerkbar. Deutlich wurde dies zuletzt wieder beim Derby-Cup in Aachen, als er einige Möglichkeiten ungenutzt ließ. Zudem scheint noch nicht einmal klar, ob Leckie überhaupt für den Bundesliga-Kader in Frage kommt, oder ob er bei der U23 behutsam aufgebaut werden soll.
Rupp, der Teile des Trainingslagers aufgrund einer Magen-Darm Verstimmung nicht mitmachen konnte, betrifft dies ebenso. Er ist ein zweifellos technisch sehr starker Spieler, aber mit nur 26 Profispielen in der 2. Bundesliga ebenso unerfahren.
Zimmermann, wie Rupp vom KSC verpflichtet, hat mit 50 Profieinsätzen zwar etwas mehr Erfahrung, ob dies für die Stammelf ausreicht muss er aber erst noch beweisen! Bamba Anderson wurde als bester Zweikämpfer der gesamten Liga aus Düsseldorf geholt, blieb aber den Beweis jeglicher Erstligatauglichkeit schuldig. Gleiches gilt für Schachten, der mit Paderborn eine gute Zweitliga-Saison spielte, aber in der Bundesliga völlig überfordert wirkte! Es ist im Fall Zimmermann noch nicht mal klar auf welcher Position er eingeplant ist! Er kann auf der "Sechs" spielen und als rechter Verteidiger. Letzteres gilt als wahrscheinlicher. Dort würde er sich mit Tony Jantschke um die Position streiten.
Testspieler Asmir Kajevic hinterließ in der vergangen Woche keinen schlechten Eindruck. Spielerisch und technisch ist er stark, körperlich allerdings noch nicht. Ob man ihn unter Vertrag nimmt entscheidet sich in den kommenden Tagen. Eventuell kommt auch er nur für die U23 in Frage.
Laut japanischen Medien soll ein weiteres Talent zurzeit in Mönchengladbach verweilen. Der 21- jährige japanische Offensivspieler (Linkes Mittelfeld) Yuki Otsu sei bereits in Mönchengladbach um die sportärztliche Untersuchung zu absolvieren. Diese soll allerdings ausführlicher durchgeführt werden, da Otsu in der Vergangenheit mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte. Da der Spieler aber aktuell fit ist, wird erwartet dass diese ohne Komplikationen von statten gehen wird. Über die Ablösemodalitäten sei man sich mit seinem derzeitigen Club Kashiwa Reysol bereits einig.
Ein einziges Hoffen auf einen weiteren Glückstreffer, wie Reus einer war...
Tobias Levels, aktuell das "Gladbacher Urgestein", spielt scheinbar wie Idrissou keine Rolle mehr. Beide fehlten im Kader für das Derby-Cup Team und dies scheint so zu bleiben. "Mo und auch Tobias haben heute nicht gespielt und Samstag werden beide wahrscheinlich auch nicht dabei sein", sagte Favre. Eberl hierzu: "jeder Spieler weiß nun um seine Situation". Die Zeichen stehen auf Trennung. Was bei Levels, sportlich gesehen, zu verstehen ist, wirft bei Idrissou Fragen auf. Favre fordert vehement Verstärkungen für das offensive Mittelfeld, vornehmlich für Links. Gerade Idrissou hat mehrfach bewiesen, dass er diese Position spielen kann. Zudem beteuerte er, sehr gerne bei Borussia bleiben zu wollen! Es sieht nach einem verzweifeltem Versuch aus, an Geld zu kommen. Die Abgänge Borussias waren bekanntermaßen finanziell nicht wirklich gewinnbringend. Logan Bailly konnte nur verliehen werden, Borussia bekam 250.000 Euro Leihgebühr und eine Teilübernahme des Gehaltes für ihn. Karim Matmour, einst für 2,2 Mio Euro aus Freiburg geholt, wechselt für verhältnismäßig kleines Geld sogar in die 2. Bundesliga. Eintracht Frankfurt war bereit 500.000 Euro zu zahlen. Die restlichen Abgänge sind allesamt ablösefrei. Nur bei Bradley besteht noch Hoffnung auf eine stattliche Ablösesumme. In der kommenden Woche sollen Gespräche stattfinden. Hinzu kommt die schlechte Platzierung der Vorsaison. Hierdurch fehlen etwa 2 Mio. Euro an TV-Geldern. Der Devise "nicht mehr ausgeben zu wollen als man einnimmt" scheint man treu bleiben zu wollen.
Die Testspiele werden nicht nur Motivation und Selbstvertrauen bringen, das liegt allein an der Stärke der ausgewählten Gegner. Was, wie Eberl zu verstehen gab, "keine Absicht war, sonder mit dem Terminkalender und der Verfügbarkeit der Gegner" zusammenhängt. Nimmt man das schwere Auftaktprogramm in der Bundesliga hinzu, kann das einem die Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Borussia sollte weiter Geld in die Mannschaft investieren. Ein Dante der nicht bleiben möchte, kann schnell in seiner Leistung schwanken und an Wert verlieren. Vielleicht wäre es doch klüger gewesen ihn zu verkaufen.
Wenn ich alle diese Punkte betrachte und sie als großes Ganzes sehe, bekomme ich ähnlich Bauchschmerzen wie bei der Vorstellung Michael Frontzecks als neuen Cheftrainer.
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